Kampf um Kautschuk (eigentlich „nur“ ein Baumharz) Teil 1 von Michael Prosch

Vor einiger Zeit fiel mir ein Buch in die Hände, welches mein Vater zu Beginn seiner Lehre 1920 von seinem…damals sagte man Lehrherrn…als Geschenk bekommen hatte.

Übrigens…mein Vater musste damals das sogen. Lehrgeld in Höhe von 8,75 Mark noch selbst bezahlen.

Von ihm stammt auch der Spruch:
Gummi ist schwarz, stinkt und macht unmoralisch.

Dazu aber etwas später, denn speziell die Gewinnung, der Anbau und die Arbeitsbedingungen waren moralisch nicht immer einwandfrei und bieten gewisse Parallelen zur Gegenwart.

Soweit zu vor mehr als 100 Jahren…aber den Kampf gibt es bis heute, wenngleich es heute ja um die meisten Ressourcen auf der Welt geht und die Problematik der Verfügbarkeit leider sehr aktuell ist.

Aber zurück zum Kautschuk…also Naturkautschuk… und zunächst ein Rückblick in die Historie.

Der Zeitpunkt der Entdeckung und frühesten Verarbeitung des Baumharzes liegt im Dunkeln, aber es gibt glaubhafte Berichte, dass bereits Jahrhunderte vor Eroberung der Neuen Welt, also vor Kolumbus, Eingeborene Mittelamerikas aus den Milchsäften gewisser Bäume ein Produkt gewannen und dessen „seltsame“ Eigenschaften nutzten. Die Bäume wurde fachmännisch angeritzt, die Milch verklumpte innerhalb von 2-3 Stunden, musste also schnell verformt werden. Das gewonnene Latex nannte man damals „Die Tränen des Baumes“.

Das Wort „Kautschuk“ war sprachlich unbekannt…doch gewisse Völker Westindiens, Amazoniens und Mittelamerikas zapften den zähflüssigen Saft und konnten bereits Gegenstände des täglichen Gebrauch daraus fertigten. Den Mayaindianern waren demnach bereits Fackeln, Schläuche, Gefäße und Kleidung aus Gummi bekannt.

Bei Ausgrabungen in Tempeln fanden die Forscher sogar große Mengen Gummibälle, die scheinbar als Opfergaben eingebracht wurden. Man nannte Sie „Batos“, sie dienten symbolischen Zwecken wurden aber auch zu Spielen verwendet, deren Regeln von dem Volk der Tolteken entworfen wurden. Es gab einen Kampfplatz mit zwei rechtwinkligen Feldern, das eine blau das andere rot, getrennt durch einen schmalen Graben. Über deren Mitte hing ein großer Stein mit einem mittigen Loch.

Nach religiösem Brauch sprach der Priester einen Segen und warf 4 Gummibälle in die vier Himmelsrichtungen. Die Spieler trugen Lederanzüge, bunte Federn und Masken. Nun ging es darum, mit groben Lederschlägern die farbigen Batos durch das Loch im Stein auf die Gegenseite zu spielen und vom Gegner wieder zurück. Wie beim heutigen z.B. Tennis, durfte der Batos nur mit dem Schläger gespielt werden. Für den Sieger, er musste drei Spiele hintereinander gewinnen, gab es durch Montezuma gestiftete, kostbare Preise, die über Mexiko hinaus berühmt waren. Das war so gegen 1500 n.Chr.

Als Anekdote ist überliefert: Wenn Adlige unter sich spielten besagte eine eigenartige Regel, dass dem Sieger die Mäntel aller Schaulustigen zustanden, die sie im sogenannten Ballspielhaus ergattern konnte. So kam es oft zu recht lustigen Szenen. Spiele mit den nun benannten Kautschukbällen fanden auch in anderen Ländern Amerikas und später in Europa statt.

Aber dazu mehr…zur Entdeckung des Kautschuks…den tragischen Umständen…und zu den Herren Dunlop und Goodyear…. …in der Folge 2 dieses Blogs
….seien Sie gespannt.