Kampf um Kautschuk - Teil 2 von Michael Prosch

Wie schon im ersten Teil angedeutet…die Geschichte um das „Schwarze Gold“ ist sehr vielschichtig.

1495 bekamen Kolumbus und seine Gefährten im heutigen Haiti merkwürdig springende Bälle zu Gesicht. Aber erst Anfang des 16. Jahrhunderts erreichten winzige Stückchen des wasserfesten und biegsamen Stoffs über Spanien Europa, ohne dass man die nutzbringende Anwendung überhaupt erkannte.

Dann landeten die ersten goldbeladenen Schiffe aus Peru an Spaniens Küste und damit auch erste, größere Proben des bis dahin recht wertlosen Baumharzes. „Wissenschaftler“ untersuchten sie nach allen Regeln und ordneten sie zunächst als Heilmittel gegen allerlei menschliche Gebrechen ein, wie z.B. schwacher Magen, Husten, Schwindsucht, Zahnschmerzen. Zur Herkunft wurden eine Reihe von Vermutungen aus den Überlieferungen der Abenteurer angestellt. Einige behaupteten sogar es käme aus dem Tierreich.

In der Folge kamen zwar immer wieder kleine Proben über das Meer, aber erst einem Franzosen, dem Mathematiker und Weltreisenden Charles Marie de la Condamine ist die Kenntnis über den wahren Ursprung zu verdanken. Dieser bereiste mit einigen Begleitern bis 1742 das Amazonas-Gebiet, sie entdeckten u.a. den sogen. CHINABAUM und brachten erste Proben vom Pfeilgift CURARE mit. Zudem stellten sie viele wissenschaftliche Vermessungen an.

Ab 1743 reiste er dann allein weiter und erreichte durch Urwald und Flüsse die Stadt PARA. Er hatte bereits viele seltene Pflanzen entdeckt und fand in den Wäldern der Provinz ESMERALDA einen Baum, den die Eingeborenen HHEVE nannten. Bei einem Schnitt in die Rinde floss eine weiße, milchige Masse hervor, die sich an der Luft nach und nach verhärtete und schwarz wurde.

So stammt heute noch der Begriff PARA-Gummi von der Herkunft aus dem brasilianischen Bundesstaat PARA ab.

Über 99 % des Naturkautschuks stammt heute als HEVEA-Kautschuk von dieser Art aus dem Amazonas-Gebiet ab und kommt mittlerweile überwiegend aus Südostasien, Mittel- und Süd-Amerika. Diese Bäume wuchsen also damals nur im gesamten Amazonas-Gebiet und aus dem Harz stellten die dortigen Bewohner eine Reihe von äußerst nützlichen Alltagsdingen wie Flaschen, wasserdichte Schuhe, undurchlässige Tücher und sogar Lichter ohne Docht her.

Ein anderer Franzose, der Ingenieur FRESNEAU…angeregt durch derartige Reiseberichte…erkannte wohl als erster Europäer die Nützlichkeit des Pflanzensaftes. Auf seinen Wanderungen durch das damals recht unerforschte Hinterland GUAYANAS stellte er Schläuche und wasserdichte Säcke her. Diese wurden später an die französische Regierung versandt und das Interesse war geweckt.

Woher kommt nun der heutige Begriff: RUBBER ???

1770 entdeckte…wieder zufällig…der englische Mechaniker NAIRNE…dass beim Reiben mit einem Stück Gummi ein Bleistiftstrich verschwindet. Und weil man annahm die Herkunft sei Westindien….nannte man ihn kurz INDIA RUBBER.

Man begann dann, fast zu selben Zeit, aus Kautschuk RADIERGUMMI herzustellen. Sie kosteten damals 3-5 Mark und in einer Beschreibung wurde die Handhabung erläutert.

Weitere 20 Jahre später…im Jahr 1791…ließ sich ein gewisser SAMUEL PEAL eine Gummierung von Stoffen patentieren, die diese vor Nässe und Feuchtigkeit bewahren sollten. Zehn Jahre später erhielt RUDOLF ACKERMANN…geboren im Erzgebirge…später Kunsthändler in London, ein ähnliches Patent. Er war u.a. ein bekannter Wagenbauer und bestrich die Planen zur Wasserdichtheit mit einer Kautschuk-Lösung. Ein gewisser THOMAS MELTON, Besitzer einer Brauerei in London, trug dann…so berichtete es ein Chronist…sogar als Erster den von ACKERMANN erfundenen Regenmantel.

Eine kleine Anekdote, von denen es in der Geschichte des KAUTSCHUK einige gibt, schildere ich dann in Folge 3…

Also…seien Sie gespannt.